· a u s g e r i c h t e t ·

„ Beweg′ Dich Deiner Natur gemäß.“

Drückst Du noch oder hockst Du schon?
23. Mai 2015
Ja, das ist angelehnt an einen Werbespruch, denn heute will ich Ihnen etwas verkaufen. Im übertragenen Sinn natürlich. Was würden Sie zu einer Gerätschaft sagen, die Ihnen ermöglicht, etwas, was Sie mehrmals täglich verrichten müssen,

schneller
+
gründlicher
+
leichter
durchzuführen? Und das alles noch mit Gesundheitsbonus obendrein?

Gekauft?

Es geht um Ihre Darmentleerung, unseliger Weise bei uns Stuhl-gang genannt. Das ist erst seit relativ kurzer Zeit so, ich meine, daß wir uns auf ein Klosett SETZEN. Diese Unsitte wurde irgendwann um das 16. Jahrhundert von Kaisern und Königen eingeführt, die ihren Thron für langdauernde Audienzen nicht verlassen wollten bzw. konnten und dann gleich eine Öffnung für die Notdurft hineinzimmern liessen. Sie bemerkten aber auch, daß es schwieriger war, sich derart im Sitzen zu entleeren.
Daraufhin taten es ihnen erst die Reichen nach, es entstanden die sogenannten Leibstühle, und heute hat jeder hier bei uns im Westen ein WC.

Leibstuhl, Quelle: Christian Schwarz

Dabei verhindert die Sitzhaltung, genauer der 90°-Winkel zwischen Leib und Oberschenkeln, daß der letzte Teil des Darmes entknickt wird.
Dies bedeutet, daß wir “drücken” und pressen müssen, um das grosse Geschäft hinauszubefördern.
Dieses Pressen hat unzählige Nebenwirkungen: es erhöht den Druck in Bauch- und Brustraum derart, daß unser Beckenboden strapaziert wird, alle modernen analen Leiden von Hämorrhoiden bis zu Analfissuren begünstigt werden, Aneurysmen platzen können oder man schlicht ohnmächtig wird, weil nicht genug Blut zum Herz zurückkommt und ein starker Vagusreiz erfolgt. Und trotz der Mühsal wird ein modernes Dauerproblem begünstigt: die Verstopfung.

All dies ist in der uns Menschen zugedachten natürlichen Entleerungshaltung, der Hocke, nicht der Fall: der Enddarm ist gestreckt und die Entleerung kann mühelos, ohne Drücken oder Pressen, stattfinden.

Das ist keine neue, sensationelle wissenschaftliche Entdeckung, sondern lange bekannt.

Hier z.B. ein schöner Fernsehbeitrag der Sendung “Quarks” zu dem Thema:
Quarks & Co: Die Wissenschaft vom Klo vom 21.01.2014
Nur leider fehlt ein Lösungsvorschlag …

Oder Sie lesen das erste Kapitel (gratis) von Giulia Enders Buch "Darm mit Charme", sogar mit einem Vorschlag zur Lösung des Problems.

Was wäre also eine intelligente Lösung? Die Porzellanschüssel herausreissen und ein japanisches Bodenklo importieren und einbauen lassen? Nein, viel zu teuer und Ihre Besucher würden auch kariert dreinschaun. Die Lösung ist viel einfacher und billiger, versprochen!

Hier als erstes ein eigens dafür konzipiertes Gerät, der "squatty potty" von englisch to squat = hocken und potty = Pott. Günstig und optimal in der Funktion lässt er sich unter der Toilette verstauen, ist aber leider zum Zeitpunkt dieses Blogbeitrages in Deutschland noch nicht erhältlich. Aber z.B. in England, Frankreich, Belgien …

Quelle: www.squattypotty.com

Oder Sie benützen ein Kindertreppchen oder sonstigen Schemel.

Schick ist natürlich, wenn Sie sich so etwas bauen (lassen):

"I love my pelvic floor, thus I squat" - heisst soviel wie "Ich liebe meinen Beckenboden, also hocke ich". Gesehen im Yogastudio Castricum, Niederlanden

Mit etwas Phantasie finden Sie bei sich zu Hause vielleicht schon etwas: ein umgedrehter Bierkasten, zwei Gitarrenfußstützen … wenn Sie eine gute Idee haben, posten Sie doch bitte ein Bild unten bei den Kommentaren!

Nachschlag: nicht nur das grosse Geschäft funktioniert besser, sondern auch das Kleine! Die Blase entleert sich in Hockstellung nämlich schneller und restloser!

Nachtrag: falls Sie sich doch ein Bodenklo einbauen lassen wollen, versäumen Sie bitte nicht, das Hocken (wieder) zu lernen. Ich bin fast sicher, daß Sie es nicht können, es sei denn, Sie sind ein Kleinkind oder Sie haben ohnehin einen asiatischen/afrikanischen Lebensstil.
Testen Sie sich: können Sie bequem in der Hocke sitzen, das heisst, mit den Fersen auf dem Boden und die Fußspitzen geradeaus ohne nach hinten zu fallen? Wenn nicht, helfe ich gerne mit dem entsprechenden Trainingsprogramm!
Ihre Andrea Endisch