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„ Beweg′ Dich Deiner Natur gemäß.“

Handtaschen? Gehören ins Museum!
12. August 2017

Quelle: Alexander Alenin/fotolia

Griffiger formuliert wäre wohl »ditch the clutch!«. Warum gerade für Frauen Handtaschen zum Fluch werden können und was Sie dagegen unternehmen können.
Handtaschen sind ungeheuer modisch, können absurd teuer sein und die meisten Frauen können ohne nicht sein. Oder Sie glauben es zumindest. Es gibt haufenweise tolle Artikel darüber, was sich alles für Unsinn in unseren Taschen tummelt, wie befreiend es sein kann, sich endgültig von Handtaschen zu trennen, ja manche verstehen das sogar als einen Akt der Emanzipation!

Wir wollen uns hier aber besonders den Folgen für unser körperliches Wohlbefinden widmen.
Am Besten Sie schnappen j e t z t g l e i c h Ihre derzeitige Alltagshandtasche und tragen sie “wie immer”, ohne nachzudenken. Das fühlt sich vielleicht so natürlich an, wie eine Unterhose zu tragen, aber Sie sollen jetzt ausnahmsweise versuchen, die Tasche als etwas zu spüren, was eigentlich gar nicht zu Ihrem Körper gehört.
Stellen Sie sich jetzt diese Fragen, eine nach der anderen und nehmen Sie sich bitte genügend Zeit, es gibt keine richtige oder falsche Antwort:

- Wie schwer ist dieses Ding? Was schätzen Sie? (Sie können es nachher auch tatsächlich wiegen und mir bei den Kommentaren posten!)
- Auf welcher Seite trage ich es? Trage ich es etwa IMMER auf dieser Seite?
- Wenn die Tasche einen Schulterriemen hat, schneidet dieser ein?
- Was macht meine Schulter auf der Taschenseite? Ziehe ich sie hoch? Oder runter? Oder spanne ich sie an?
- Wie steht es mit meinen Halsmuskeln? Sind sie auf der Seite der Tasche angespannt? Eher locker? Im Vergleich zur Gegenseite?
- Ist mein Arm in der Ellbeuge abgewinkelt?
- Halte ich den Taschenarm fester am Körper?
- Stehe ich gerade oder neige ich mich leicht zur Seite? Zu welcher Seite?

Wenn Sie das Schritt für Schritt vollzogen haben, verstehen Sie, dass Handtaschen Ihren Körper ungleichmässig belasten. Das wäre ja nicht weiter schlimm, würden Sie dies nicht Tag für Tag und Jahr um Jahr machen. Und das kann schmerzhaft werden, für die Schultern, den Nacken, das Kreuz, den Arm, kann sogar Kopfschmerzen verursachen (sog. Spannungskopfschmerz), Arthroseschmerzen triggern oder zu Nervenschmerzen führen.
Aber im Grunde war Ihnen das alles ja eh klar, oder? Deshalb jetzt die Steigerung:
Gehen Sie flotten Schrittes einmal mit und einmal ohne Tasche und beobachten bzw. erfühlen Sie Ihre Armbewegungen.

Das war jetzt hoffentlich ein krasser Unterschied!?
Beim Gehen schwingen wir nämlich mit den Armen mit, bzw. wir sollten es. Denn das gegenseitige Armschwingen ist ein wichtiger Teil des aufrechten Ganges, hilft es doch, die Wirbelsäule zu stabilisieren. Ansonsten würde diese nach rechts wanken, wenn wir das linke Bein nach vorne schwingen und nach links, wenn das rechte Bein dran ist.
Tut sie aber nicht, sagen Sie? Stimmt, wenn man seine Rumpfmuskulatur, besonders die lumbalen Rückenmuskeln zur Stabilisierung gebraucht, oder besser gesagt: missbraucht.
Soso, ein weiterer Grund für verspannte Muskeln und Rückenschmerzen.
Und es kommt noch dicker: das Armschwingen, natürlich ausgeführt (also mit etwas Kraft nach hinten und dann locker nach vorne schwingen lassen) macht nicht nur schöne, kräftige Oberarme (gratis) sondern ist ein fantastischer Lymphflussaktivator, insbesondere (und jetzt aufgepasst liebe Damen!) für die Achselhöhle, in der sich Lymphknoten zuhauf finden, Hauptlymphableitungsgebiet der weiblichen Brust. Ich sage jetzt nicht, dass Handtaschen Brustkrebs machen, aber für die Gesundheit unserer Brust können wir eigentlich gar nicht genug tun, oder?

Und seit wann gibt es überhaupt so etwas wie eine Handtasche? Tatsächlich erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Früher hatten die Damen vielleicht einen Klingelbeutel unter dem Rock oder am Gürtel angehängt, Hermès hat anfangs Zaumzeugs und Ledersättel fabriziert und Louis Vuitton war Spezialist für Koffer.

Quelle: Louis Vuitton, das Modell Noé von 1932 war ein Spezialauftrag um 5 Flaschen Champagner damit transportieren zu können.

Ich denke also schon, daß man sich vom Körperteil "Handtasche" problemlos trennen kann. Hier meine Tips zur Entwöhnung:

  1. Tasche ausmisten. Sehen Sie es als Teil des minimalist living Trends, dann macht es auch Spaß!
  2. Seite wechseln, bewusst!
  3. Eine Schultertasche diagonal tragen, das Gewicht verteilt sich dann etwas besser.
  4. Schlüssel und Geldbeutel könnten auch in Hosen-/Jackentaschen passen, oder?
  5. Sie müssen tatsächlich 'mal mehr mitnehmen? Investieren Sie in einen todschicken, leichten Rucksack und achten Sie unbedingt beim Kauf darauf, ob Sie ungehindert mit den Armen daran vorbeischwingen können!
  6. ...überhaupt sind Sportartikelläden eine gute Anlaufstelle: hier gibt es diverse Bauchtaschen, Kletterhosen mit grossen Taschen, Funktionswesten usw.
Hier noch ein paar empfehlenswerte Artikel:
Und vergessen Sie nicht, Ihre neue Freiheit zu geniessen,
Ihre Andrea Endisch